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Komische Eltern

ein Drehbuch von Bettina Strolz

SZENE 1

Zwei Kinder A B, Geschwister

Kind A allein, tippelt herum, ungeduldig, verklemmt, es wird schnell klar, dass es dringend auf die Toilette muss. Sieht Topfpflanze, nähert sich, zögert. (Publikum soll verstehen, dass es sich überlegt, in die Topfpflanze zu pinkeln.)

Kind B tritt auf, kurz bevor Kind A wirklich in die Pflanze pinkelt. Kind A steht nah bei der Pflanze, vlt schon beim Hose-Öffnen

Kind B: Ähm … was machst du da?

Kind A: erschrickt, (macht evtl. schnell Hose zu/zieht hoch), peinlich berührt, frustriert. Nach was sieht es denn aus? Ich. Muss. Pinkeln. Beginnt wieder herumzutippeln.

Kind B: Na dann geh doch aufs Klo.

Kind A: Geht nicht.

Kind B: Warum denn nicht?

Kind A: Weil Mama sich im Bad eingesperrt hat.

Kind B: Schon wieder?

Kind A: Mhm.

Kind B: Dann klopf doch.

Kind A: Hab ich schon.

Kind B: Und?

Kind A: demonstrativ verkrampft, nervös herumzappelnd, weil es so dringend aufs Klo muss

Es – hat – nicht – funktioniert.

Kind B: Oh … aber, hat sie was gesagt?

Kind A: Ja.

Kind B: Und was?

Kind A: verstellt die Stimme, macht Mama nach Ich komm‘ gleich!

Kind B: Und wann war das?

Kind A: Keine Ahnung. Noch nicht so lange her, eigentlich. Aber lange genug. Beginnt wieder herumzuhampeln. Ich. Muss. Pinkeln.

Kind B: Ich weiß. Das sagtest du schon.

Kind A schnaubt genervt

Kind B: Soll ich mal klopfen gehen?

Kind A: Nö, lass nur. Nicht, dass sie dann noch länger braucht.

Kind B: Na gut. Aber… wir könnten durchs Fenster schauen.

Kind A: Wozu?

Kind B: Na, um zu sehen, wie lange sie noch braucht. Wir gehen einfach in den Garten, du

hebst mich auf deine Schultern, und dann wissen wir, was sie so lange tut.

Kind A: Meinst du wirklich?

Kind B: Ja klar.

Kind A: Sie wird uns schimpfen, wenn wir einfach so in den Garten gehen, ohne sie zu fragen.

Kind B: Solange sie im Bad ist, kann sie uns nicht schimpfen.

Kind A zögert

Kind B: Sie kann uns nicht mal sehen. Sie wird es nicht merken.

Kind A zögert immer noch, muss immer noch dringend pinkeln

Kind B: Und noch dazu kannst du im Garten wirklich an eine Pflanze pinkeln, wenn du e nicht mehr aushältst.

Kind A: Überredet, lass uns geh‘n! Nimmt Kind B bei der Hand, zieht es nach draußen

SZENE 2

Zwei Kinder A B, Geschwister, Kind B auf Schultern (o.ä.) von Kind A, späht durchs Badezimmerfenster

Kind A: flüstert Und? Was siehst du?

Kind B: Nicht viel.

Kind A: Was macht Mama?

Kind B: Ich glaube, sie schaut sich im Spiegel an.

Kind A: Sobald sie sich der Tür nähert, müssen wir sofort wieder rein laufen, vergiss das nicht.

Kind B: Weiß ich doch. Aber es sieht nicht so aus, als würde sie bald rausgehen.

Kind A: Was macht sie?

Kind B: Nicht viel. Sie sitzt am Rand der Badewanne.

Kind A: Und schaut sich im Spiegel an?

Kind B: Mhm.

Kind A: Siehst du ihr Gesicht? Sieht sie traurig aus?

Kind B: Nö, eher kritisch.

Kind A: Kritisch? Wie kann man kritisch schauen?

Kind B: Ich glaube, sie spricht mit sich selbst.

Kind A: Und was sagt sie?

Kind B: Pssst! Lauscht angestrengt/hält Ohr näher ans Fenster Beide lauschen gespannt, Kind B schaut schockiert, deutet Kind A, dass es von seinen Schultern runter will, rutscht/klettert zu Boden

Kind A: immer noch flüsternd, neugierig Hast du was verstehen können?

Kind B: Nein, aber sie hat geschimpft.

Kind A: Mit sich selbst?

Kind B: Ja, ihre Stimme klang so streng wie neulich, als sie dich mit der Schokolade im Bett erwischt hat.

Kind A: verzieht gequält das Gesicht Uhhh. So streng?

Kind B: verzieht auch das Gesicht. Mhm.

Kind A: Ich hab gar nicht gewusst, dass Mama auch mit sich selbst schimpft.

Kind B: Ich auch nicht. Aber vielleicht müssen Mamas mit sich selbst schimpfen. Oma wohnt ja nicht hier, um das zu machen. (beide gehen ab, schneller Wechsel auf Szene 3, Mama der beiden im Bad)

SZENE 3

Mama der beiden im Bad vorm Spiegel

Mama: wütend, spricht mit sich selbst Jetzt reiß dich mal zusammen. Reiß dich zusammen, Selina! So kann das nicht weitergehen! Bemüht ruhiger, versucht, sich selbst zu überzeugen Das, was du da durchziehen willst, ist kein Weltuntergang. Peter wird es überleben, die Kinder werden es überleben, und DU wirst es erst recht überleben. Du wirst sehen! Pause. Ruhig, fast flehend Und jetzt gehst du da raus. Geh raus und stell dich ihnen. Ganz ruhig. Es wird nicht besser ausgehen, wenn du durchdrehst. Pause. Schaut ihrem Spiegelbild in die Augen. Peter wird es verstehen. Du schaffst das. 

Pause. Zu sich selbst: Ich schaff das. Geht auf die Tür zu, zögert, bleibt stehen.

Wütend. Nein! Verdammt, ich schaff es eben nicht!

(Mama bleibt im Bad, geht – daher nicht durch die Badezimmertür – ab)

SZENE 4

Zwei Kinder A B, Geschwister, in der Küche, auf der Anrichte steht ein Blumenstrauß

Kind A betritt den Raum, ruft nach Kind B

Kind A: Philip! Phiiilip!

Kind B: (im off, genervt) Ja-a?

Kind A: Komm doch mal her!

Auftritt Kind B

Kind B: Was ist denn?

Kind A: geht mit ihm zu den Blumen Schau mal.

Kind B: Blumen? Na und? Pause Die waren gestern schon da.

Kind A: Sie sind voll schön.

Kind B: Naja, Blumen halt.

Kind A: Weißt du, wo Mama sie herhat?

Kind B: Die sind von Mama?

Kind A: Du weißt also nicht, wo sie sie herhat?

Kind B: Von Papa?

Kind A: Nö, Papa hat sie ihr nicht geschenkt.

Kind B: Und?

Kind A: Er hat mich gefragt, ob wir wissen, wo Mama sie herhat.

Kind B: Vielleicht von der Arbeit.

Kind A: Keine Ahnung. Ist ja auch egal.

Kind B: Wir könnten sie fragen.

Kind A: bestimmend Nein. genervt Soll er sie doch selber fragen!

(beide gehen ab)

SZENE 5

Zwei Kinder A B, Geschwister, in ihrem Zimmer, Kind A sitzt herum (liest, spielt Handy o.Ä.)

Auftritt Kind B

Kind A: schaut kurz auf, beschäftigt sich weiter

Kind B: setzt sich ebenfalls hin

Schweigen

Kind B: betreten Mama hat sich wieder eingesperrt.

Kind A: Oje.

Kind B: Diesmal oben. Pause. Sie telefoniert.

Kind A: macht große Augen Das ist neu. Mit wem?

Kind B: Keine Ahnung. Ich hab versucht zu lauschen, aber es hat nicht funktioniert. Sie hat so nervös geklungen, dass ich Angst bekommen habe. Und verstehen konnte ich sowieso nichts.

Kind A: Und Papa?

Kind B: Der starrt den Fernseher an. Ich glaube nicht, dass er wirklich fernsieht. Es läuft Autorennen. Und Papa HASST Autorennen.

Kind A: Hm. Schweigt betreten

Stille.

Kind B: vorsichtig Glaubst du, sie mögen sich nicht mehr?

Kind A: energisch Blödsinn! Sicher mögen sie sich.

Kind B: traurig Sicher?

Kind A: Sicher! beruhigend Sie streiten ja nicht mal miteinander.

Kind B: traurig, wütend Sie können gar nicht streiten! Dafür müssten sie zuerst mal miteinander reden.

Kind A: Das stimmt. nimmt Kind B tröstend in den Arm, sanft, beruhigend Aber hey … Ich bin mir sicher, dass sie sich noch mögen. Mach dir keine Sorgen.

Kind B: schnieft

Kind A: Weißt du was, wir warten jetzt bis Mama fertig telefoniert hat und dann reden wir mit ihr.

Kind B: Und was genau sagen wir?

Kind A: Ganz einfach: Dass sie mit Papa reden soll.

Kind B: Wenn du meinst….

(beide gehen ab)

SZENE 6

Zwei Kinder A B, Geschwister, Mama der beiden

Auftritt Mama, ihr Telefonat ist vorbei, sie wirkt erleichtert, beschwingt

Kind A und B haben versteckt (vlt in einem Nebenraum oder hinter einem Möbelstück) gewartet, bis sie aus dem Raum kommt, gehen jetzt zu ihr

Kind A: Mama!

Kind B: Mama, du musst uns helfen.

Kind A: Bitte.

Mama: gut gelaunt Ja hallo ihr zwei. Was ist denn los?

Kind B: Wir brauchen deine Hilfe.

Mama: Bei was denn?

Kind B: Sag zuerst, dass du uns hilfst.

Mama: Um was geht es denn?

Kind A: Bitte Mama. Es ist nichts Schlimmes, versprochen. Aber sag zuerst

Kind A und B: dass du uns hilfst.

Mama: Na gut. Was ist denn nun?

Schweigen. Kind B stupst A an, dass es reden soll, Kind A schaut grimmig zurück

Kind A: Ähm, also … holt tief Luft Wir machen uns Sorgen.

Kind B: Um Papa.

Kind A: Ja, Sorgen um Papa. Seit ein paar Tagen ist er echt komisch drauf.

Kind B: Aber du bist auch komisch drauf, Mama.

Mama hört aufmerksam zu, versucht die Fürsorgliche zu spielen und sich nichts anmerken zu lassen

Kind A: Normalerweise singt Papa beim Abwasch immer schief, aber heute war er still.

Kind B: Und gestern auch.

Kind A: Und normalerweise fragt ihr uns beide, wie es in der Schule war. Das hat heute auch niemand gemacht. Normalerweise schimpft ihr uns, wenn wir am Nachmittag zu lange im Garten sind, normalerweise schauen wir abends alle gemeinsam die Nachrichten, …

Kind B: Und normalerweise reden du und Papa miteinander.

Mama verschränkt abwehrend die Arme

Kind A: Papa schaut echt traurig aus, Mama. Er sitzt ganz allein im Wohnzimmer und starrt vor sich hin. Kannst du nicht mit ihm reden und ihn trösten?

Kind B: Bitte.

Mama: murmelt Ich soll ihn trösten. Zu den Kindern: Kommt her, ihr zwei. Umarmt beide. Danke dass ihr so gut auf Papa schaut. Er kann echt froh sein, dass er euch hat. Pause. Und ihr habt recht: Die letzten Tage waren echt komisch. Es tut mir leid. Pause. Ich verspreche euch, es wird nicht mehr lange so sein. Es wird sich bald ändern. Und ich werde morgen mit Papa reden. Kinder sind überrascht, dass sie nicht sauer ist. Freuen sich.

Kind A Super! Danke.

Kind B: Danke! Du bist die Beste.

Gehen ab. Mama bleibt zurück.

Mama hört auf zu lächeln, sobald die Kinder weg sind. Fällt in sich zusammen, fährt sich mit einer Hand über das Gesicht.

Mama: sarkastisch Na toll! verbittert Das hast du toll hinbekommen, Selina.

Spürbar ängstlich. Morgen. Morgen darf ich es ihm sagen.

(Mama geht ab)

SZENE 7

Beide Kinder A B, Geschwister, in ihrem Zimmer, sitzen traurig und betreten herum

Kind B: Wir hätten gestern nichts sagen sollen.

Kind A: Vielleicht.

Kind B: Es ist nie gut, sich einzumischen – das hat unsere Lehrerin gesagt.

Kind A: Wenigstens haben sie miteinander geredet.

Kind B: Ja und so schlimm gestritten, dass wir es sogar im Garten gehört haben.

Kind A: Früher oder später hätten sie so und anders geredet.

Kind B: Und gestritten?

Kind A: Keine Ahnung.

Kind B: Mama ist einfach weggefahren.

Kind A: bemüht optimistisch Die kommt schon wieder.

Kind B: Und dann?

Kind A: Wir werden sehen. aufmunternd Aber Mama hat versprochen, dass es bald wieder wie früher wird.

Kind B: trotzig Das hat sie nicht. Sie hat nur versprochen, dass es nicht mehr komisch wird.

Kind A: Nicht mehr komisch klingt doch gut, oder?

Kind B: Ja, schon … glaube ich.

Kind A: Eben.

Kind B: Pause. Warum streiten Eltern überhaupt?

Kind A: Keine Ahnung. Wahrscheinlich ist es normal.

Kind B: trotzig Ist es nicht.

Kind A: Doch, bestimmt.

Kind B: Nein. Wetten?

Kind A: Wie willst du herausfinden, wer recht hat?

Kind B: Ähm … Wir fragen Alexa!

Kind A: Von mir aus. Und um was wetten wir?

Kind B: Wenn ich recht habe, mischen wir uns nicht mehr ein.

Kind A: Von mir aus.

Kind B: Alexa! Ist es normal, dass Eltern streiten?

Alexa: Es tut mir leid, es fällt mir schwer, Sie zu verstehen

Kind B: lauter, deutlicher Alexa, warum streiten unsere Eltern?

Alexa: Es ist mir nicht möglich, diese Frage zu beantworten.

Kind B: Alexa!

Kind A: unterbricht, ungeduldig Ach, so kommen wir nicht weiter!

Kind B: Dann schauen wir eben selbst nach.

Beide holen ihre Handys raus, googlen.

Kind A: triumphierend Hier steht, es ist normal, dass Eltern hin und wieder streiten. Ich bin bei „Rat auf Draht“, die müssen sowas ja wissen.

Kind B: Ja. betont „Hin und wieder“. Ich bin auch bei „Rat auf Draht“ und die sagen, wenn sie nur noch streiten, ist das nicht normal.

Kind A: Sie streiten ja nicht „nur noch“.

Kind B: Aber mehr als „Hin und wieder“.

Stille, beide googlen

Kind B: Traurig. Hier steht, dass sie sich vielleicht trennen.

Kind A: Ach Quatsch! Zeig mal. Liest. Ja, dass sie sich trennen, weil einer eine Affäre hat.

Kind B: Was ist eine Affäre?

Kind A: Nichts, was unsere Eltern machen würden.

Beide googlen weiter

Kind A: Also hier steht auch noch mal, dass Streit normal ist. Schau!

Kind B: erschrocken, traurig Was ist, wenn Mama doch eine Affäre hat?

Kind A: irritiert Wie kommst du jetzt darauf?!

Kind B: Na, weil sie so komisch ist. Manchmal glücklich, manchmal traurig, manchmal wütend. Und da steht deutlich was von Gefühlsausbrüchen und verändertem

Verhalten …

Kind A: schaut sehr skeptisch

Kind B: Und, weil Papa so traurig ist. Sie hat bestimmt einen Verehrer!

Kind A: fällt was ein, erschrocken Scheiße! Das kann nicht sein! Sie hat ja SOGAR Blumen bekommen.

Kind B: Eben! Triumphierend zuerst, weil es recht hat, dann erschrocken, schockiert Scheiße!

(beide gehen ab)

SZENE 8

Alle, im Wohnzimmer, Papa sitzt auf der Couch, wartet auf Mama, schuldbewusst, Mama sperrt

Haustür auf, beide Kinder stürmen in den Raum

Auftritt Mama; sobald sie da ist, stürmen die Kinder zu ihr, stellen sich ihr den Weg

Kind A: wütend Mama!

Kind B: wütend Mama!

Mama bleibt bei der Tür stehen, legt achtlos Jacke und Autoschlüssel ab, schaut von den wütenden Kindern zu ihrem schuldbewussten Mann

Mama: zu den Kindern: Lasst mich doch mal in Ruhe heimkommen, bitte! Geht um sie herum in Richtung Couch, die Kinder laufen ihr nach, stellen sich wieder vor sie

Mama: bemüht ruhig Was ist denn?

Kind A: hält es nicht mehr aus, verschränkt die Arme Du hast eine Affäre, stimmts!?

Mama: fassunglos Was?! Schaut Papa an Das ist nicht dein Ernst oder?!

Papa: fassungslos, will etwas sagen, wird unterbrochen

Mama: Also, das lass ich mir nicht bieten!

Papa: fassungslos, hebt die Arme Ich hab ihnen nichts gesagt!

Mama: sarkastisch Ja genau! Dass sie von selbst auf diese Anschuldigung kommen, genau, das glaubst du wohl selbst nicht!

Papa: Doch, ich meine das… wird unterbrochen

Mama: Ich hätte mir denken können, dass du sie sofort auf deine Seite ziehst, sobald ich aus dem Haus bin! Aber, dass DU sie dann mit deiner dämlichen Anschuldigung zu MIR schickst?!

Kind A: zaghaft Mama…

Mama: geht wütend Richtung Tür Ernsthaft Peter, ich hätte mir mehr erwartet.

Papa: Selina, ich… wird unterbrochen

Mama: Du bist nicht mal in der Lage, mir zuzuhören, aber dass du unsere Kinder da mitreinziehst…

Papa: Selina, bitte, lass mich ausreden.

Mama: Nein, du hast die Kinder mitreingezogen, anstatt mit mir zu sprechen. Ich wollte sie zumindest raushalten, bis wir es geklärt haben und jetzt…

Kind A: zaghaft Mama…

Mama: Und jetzt beschuldigen sie mich einer Affäre?! Sie steht traurig und fassungslos bei der Tür; schaut Peter an. Was ist nur in dich gefahren?!

Papa: stammelt Ich… wird von Kind A unterbrochen

Kind A: Mama…

Mama: seufzt, beachtet die Kinder endlich, Was denn?

Kind B: Papa hat uns gar nichts erzählt, ehrlich.

Mama: Ach, das glaubt ihr wohl selbst nicht.

Kind A: vorwurfsvoll Doch! Und ihr redet, als wären wir beide nicht hier, das ist total blöd!

Papa: geht zu den Kindern, besänftigend: Stimmt. Das war nicht sehr nett von uns.

Kind A: Schon seit Tagen seid ihr beim Streiten und uns vergesst ihr einfach!

Kind B: Ja! Das ist schecklich.

Mama geht zögernd zu Peter und den Kindern, hat ein schlechtes Gewissen

Kind B: vorsichtig Aber hast du jetzt eine Affäre, Mama?

Mama: sprachlos, sucht nach Worten …

Papa: streng Nein. Nein, das hat sie nicht.

Mama: schaut ungläubig Papa an

Kind A: Hat sie nicht?

Papa: Nein, Mama hat keine Affäre.

Kind A: Sicher?

Mama: berührt Ganz sicher.

Papa: Es tut mir leid, Selina. Ich hätte dich ausreden lassen sollen.

Mama: stur, hat Tränen in den Augen Ja, das hättest du. Pause. Versöhnlich: Mir tut es auch leid. Ich hätte von Anfang an mit euch allen sprechen sollen.

Kind A: Worüber denn?

Mama: holt tief Luft, stellt sich ihrer Angst Das erzähle ich euch jetzt. Aber zuerst setzen wir uns hin. Lotst alle zur Couch

Alle sitzen, Mama steht, nervös

Mama: Puh… Also… schaut Peter in die Augen Es gibt da so eine besondere Ausbildung… zur Naturheilpraktikerin. Peter, du weißt, ich interessiere mich seit Jahren dafür. Und nun, da es sich beruflich endlich ausgehen würde, habe ich mich endlich beworben. Es gibt nur sehr wenige Plätze, daher habe ich fast niemandem davon erzählt. Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass ich aufgenommen werde… vor allem nicht beim ersten Mal…

Kind A: unterbricht Aber sie haben dich genommen?

Mama: Ja. Sichtbar erfreut. Ja, das haben sie. Die Angst kehrt zurück. Aber… die Ausbildung ist in der Schweiz.

Kind B: entsetzt In der Schweiz?!

Mama: Ja. Genau. Ich wäre also an Wochenenden und manchmal auch unter der Woche nicht da. Und du schaut Peter an müsstest unterdessen alles allein schaukeln… Darum habe ich auch bis jetzt nichts gesagt… ich war mir nicht sicher, ob ich euch das zumuten will. Und ob ihr okay damit seid…

Papa: Ach Selina… steht auf, umarmt sie. Und das ist alles?!

Mama: schnieft Ja.

Papa: erleichtert Und ich hab mir schon mega Sorgen gemacht.

Mama: Es tut mir leid. Ich hatte einfach Angst und…

Papa: Ist ja schon gut.

Kind A und B stehen auf, schließen sich der Umarmung an

Mama: An die Kinder gewandt: Aber eines würde ich schon noch gerne wissen: Wie seid ihr jetzt wirklich auf die Idee mit der Affäre gekommen?

Kind A: Wir haben im Internet nachgesehen.

Mama: Oh… dann muss ich mich aber echt dämlich verhalten haben.

Kind B: verschmitzt Vielleicht.

Kind A: Aber das Verdächtige waren die Blumen.

Mama: ungläubig Die Blumen?!

Kind A und B: Ja.

Mama: lacht Die hat mir Elisabeth vorbeigebracht. Als Glückwunsch dafür, dass ich mich beworben habe. „Hab eine wunderschöne Ausbildung“, stand auf dem Brief dazu, dabei war zu dem Zeitpunkt noch gar nicht sicher, ob ich den Ausbildungsplatz bekomme… Aber sie hat von Anfang an an mich geglaubt.

Papa: liebevoll Das hätten wir auch.

Kind A und B: Ja klar!

Mama: Stimmt. Tut mir leid.

Papa: Schon in Ordnung.

Mama: Heißt das?

Papa: Natürlich! Geh und mach deine Ausbildung. Legt den Kindern je eine Hand auf die Schultern Wir halten dir hier den Rücken frei.

Mama: gerührt Ihr seid die Besten!